Die Burg by Leo Hart

Die Burg by Leo Hart

Autor:Leo Hart
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 2021-11-15T00:00:00+00:00


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Wir müssen schwimmen, das ist wenigstens der Plan. Heute war ein grauer Tag und wurde er zu einem grauen Abend, der dem Februar alle Ehre macht. Es ist kalt. Uns ist kalt. Das könnte auch daran liegen, dass wir durch kalte Luftschichten geflogen sind und den ganzen Tag nur Mist gefuttert haben. Es kostet Überwindung, in dieses Wasser zu steigen, bei Nacht, ohne das genaue Ziel zu kennen. Sicher ist, dort, wo wir hinschwimmen, sind wir nicht willkommen.

»Wenn wir es bis in Leylands Labor schaffen, könnten wir es eine Weile als Versteck benützen«, lautet mein Vorschlag. »Vielleicht finden wir Hinweise, wie wir dem Bramble sein letztes Geheimnis entlocken können.«

Hinweise finden, das Geheimnis entlocken, so redet man, wenn man keinen Plan hat. So redet man, wenn man Zeit schinden will, um nicht in diese kalte, schwarze Brühe steigen zu müssen. Pia nickt zu allem, was ich sage. Auch sie ist erschöpft, ihr Enthusiasmus ist mit dem Tageslicht geschwunden. Auch sie will nicht ins schwarze Wasser.

»Diesmal steigen wir nicht beim Fischerhaus heraus«, setze ich fort. »Dort haben sie die Sensoren bestimmt verstärkt. Wir versuchen es im Yachthafen. Zwar gibt es dort Unterwasserzäune und Kameras, aber wenn wir uns an einer Ankerkette entlangarbeiten, haben wir gute Chancen.«

Ich kann Pias Gesicht im Dunkeln nicht erkennen, als ich von guten Chancen rede, und das ist besser so. Unsere Chancen sind unterirdisch. Sie weiß es und ich weiß es. Ich gehe bis zu den Knien ins Wasser und warte, bis sie nachkommt. Einer muss den Anfang machen.

»Geht es?«, frage ich, um ihr den Vortritt zu lassen.

Pia holt Luft und hechtet vorwärts. Ich höre sie kraulen. Es hilft ja nichts: Kopfsprung.

Nach hundert Metern oder mehr wird mein Körper warm. Der Körper mag es, kräftige Bewegungen zu machen. Der Geist mag es, ein Ziel zu haben. Das Schwimmen hebt meine Lebensgeister. Pia geht es genauso.

»Ich freue mich, wenn wir wieder bei Leyland sind.« Schwimmstöße unterbrechen ihre Worte. »Wir machen es uns warm, wir legen uns ins Bett und decken uns zu.«

Ich denke an das wackelige Ding in Leylands Büro und finde es süß, dass Pia sich darauf freut. Was werden wir essen? Wie werden wir uns im Dunkeln zurechtfinden?

»Genau, das machen wir.« Ich schwimme Brust, sie beginnt wieder zu kraulen.

Nur die Nasen aus dem Wasser, so nähern wir uns dem Yachthafen. Wir schwimmen auf das größte Schiff zu, entdecken die Ankerluke und die Kette. Wo eine Ankerkette langläuft, kann kein Unterwasserzaun sein. Wir folgen der Kette, erreichen die Mole und den Anlegesteg. Vorsichtig heben wir die Köpfe. Die Burg ist dunkel. Ob im Inneren Licht brennt, kann man von hier nicht sehen.

Wir nicken einander zu. »Alles gut gegangen.« Ich helfe Pia. Als Erste kommt sie aus dem Wasser und streckt die Hand aus, um mich nachzuholen.

»Du hältst dich wohl für ziemlich schlau, Saltzman«, sagt Goltz.

Die Scheinwerfer gehen an. Von allen Seiten Licht auf die klatschnasse Pia. Rund um sie taucht die Security auf.

»Klug von dir, nicht die gleiche Route wie beim letzten Mal zu nehmen.« Goltz tritt an die Kante und blickt auf mich hinunter.



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